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Nachhaltigkeits-Tipp September: Gasknappheit: Sind Elektroheizungen eine Alternative?

keep/Verbraucherzentrale Baden-Württemberg. Verbraucherinnen und Verbraucher decken sich vor dem Hintergrund der drohenden Gasknappheit mit Heizlüftern und anderen elektrisch betriebenen Direktheizungen ein. Diese sind bestenfalls eine sehr teure Notlösung. Die Energieberatung der Klimaschutz- und Energieagentur Enzkreis Pforzheim (keep) und der Verbraucherzentrale Baden-Württemberg fassen die wichtigsten Fakten zusammen:

Ein Haushalt hat jährlich typischerweise einen Stromverbrauch von 2.000 – 3.500 Kilowattstunden zuzüglich eines Wärmeverbrauchs von 10.000 – 35.000 Kilowattstunden. Die Verbräuche variieren im Einzelfall stark. Würde der komplette Wärmeverbrauch über die Steckdose abgedeckt werden, stiege die Stromrechnung auf ein Fünf- bis Zehnfaches an. Dabei ist es unerheblich, ob Heizlüfter, Elektro-Radiatoren oder Infrarotheizungen genutzt werden, um die Räume zu erwärmen. Der Energieaufwand ist für alle direkten elektrischen Wärmeanwendungen grundsätzlich gleich: Es bedarf einer Kilowattstunde Strom, um eine Kilowattstunde Wärme zu erhalten.

Daraus folgt:

  • Für Kunden mit Altverträgen, die einen Gaspreis von etwa 14 Cent pro Kilowattstunde und für Strom um die 41 Cent pro Kilowattstunde zahlen, ist es ökonomisch nicht sinnvoll, mit Strom zu heizen, so lange Gas verfügbar ist.
  • Die Kosten pro Kilowattstunde Nutzwärme würden sich nahezu verdreifachen, wenn anstelle von Gas mit Strom geheizt wird.

Lediglich wenn kein Gas mehr verfügbar ist, könnte Strom eine sehr teure Alternative bieten. Damit gingen weitere Risiken einher: Wenn flächendeckend Gas durch Strom als Energiequelle ersetzt werden würde, drohen sowohl das Stromnetz wie auch die Stromerzeugung an ihre Grenzen zu kommen. Brechen die Stromnetze wegen Überlastung zusammen, hat das wesentlich gravierendere Folgen als niedrige Raumtemperaturen.

Im Gegensatz zu elektrischen Direktheizungen verhält es sich bei Wärmepumpen anders: Sie gewinnen die gleiche Menge an Wärme aus einem Viertel des Stroms und gelten daher ökonomisch wie ökologisch als empfehlenswerte Heiztechnik. Die Installation einer Wärmepumpe geht jedoch mit zeitlichem Vorlauf wie auch erheblichen Investitionskosten einher. Aus diesem Grund ist ihre Anschaffung eine mittel- bis langfristige Lösung.

Investitionen

Mit einem Preis von etwa 25 Euro sind Heizlüfter die günstigste Anschaffung. Nachteilig ist einerseits ihre Geräuschentwicklung und andererseits die Verbrennung von Staub an den Heizdrähten. Diese so genannte Staubverschwelung beeinträchtigt die Luftqualität erheblich.

Infrarotheizgeräte sind ab etwa 300 Euro im Handel erhältlich. Sie sind leise und optisch weniger auffällig. Entgegen vieler Werbeaussagen verbrauchen sie nicht nennenswert weniger Strom als andere Stromheizgeräte.

Mit Investitionskosten ab etwa 100 Euro liegen Elektro-Radiatoren im Preis-Mittelfeld der elektrischen Heizungen. Sie sind mit einem „Thermo-Öl“ gefüllte, elektrisch beheizte Heizkörper, die üblicherweise für den mobilen Einsatz mit Möbelrollen ausgestattet sind. Sie geben Wärme ab wie ein Heizkörper einer Zentralheizung, zielen auf die Erwärmung ganzer Räume ab und sind weniger gezielt auf Personen zu richten.

Geld ist nicht alles…

Aus ökologischer Sicht schneiden Gasheizungen besser ab als elektrische Direktheizungen. Auch wenn elektrische Heizungen sukzessive besser werden, da der Anteil regenerativen Stroms im Netz steigt, verursachen Gasheizungen aktuell weniger Treibhausgase. Steigt der Strombedarf durch den Gasmangel stark an, sinkt der Anteil des regenerativen Stroms wieder, da der Mehrbedarf kurzfristig mit mehr Kohlestrom aufgefangen wird. Damit verschlechtert sich der ökologische Fußabdruck der Stromheizungen weiter.

Fazit

Trotz der vielen Nachteile können Stromheizungen ein Teil der persönlichen „Notfallstrategie“ sein. Julia Solar, Klimaschutzmanagerin bei der Klimaschutz- und Energieagentur Enzkreis Pforzheim (keep), empfiehlt: „Verzichten Sie möglichst auf elektrisch betriebene Direktheizungen. Falls das nicht geht, setzen Sie Stromheizungen nur punktuell in den Räumen ein, in denen Sie sich gerade aufhalten und wenn es sich wirklich zu kalt anfühlt.“ Richten Sie die Heizquelle dann gezielt auf die Personen, die sich im Raum befinden. Auch Infrarot-Heizplatten sollten so installiert werden, dass die Personen direkt davorsitzen.

Bei Fragen zum Heizen und zur passenden Energieversorgung hilft die Energieberatung der Klimaschutz- Und Energieagentur Enzkreis Pforzheim (keep) und der Verbraucherzentrale mit ihrem umfangreichen Angebot weiter. Die Beratung findet online, telefonisch oder in einem persönlichen Gespräch statt. Unsere Energie-Fachleute beraten anbieterunabhängig und individuell. Mehr Informationen gibt es hier und bei der Verbraucherzentrale oder montags bis donnerstags zwischen 9 und 12 Uhr bei der Klimaschutz- und Energieagentur Enzkreis Pforzheim (keep) unter 07231 – 308 6868 oder bundesweit kostenfrei unter 0800 – 809 802 400. Die Energieberatung der Verbraucherzentrale wird gefördert vom Bundesministerium für Wirtschaft und Klimaschutz.

Die Arbeit der Klimaschutz- und Energieagentur Enzkreis Pforzheim (keep) wird gefördert durch das Ministerium für Umwelt, Klima und Energiewirtschaft Baden-Württemberg.

Informationen zum Thema Heizung finden sich bei den kostenfreien Onlinevorträgen der Verbraucherzentrale unter: www.verbraucherzentrale-energieberatung.de/veranstaltungen/.

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